15. Sep 2021

9 Tipps, wie AR/VR im Online-Möbelhandel erfolgreich wird

Die wachsende Bedeutung von AR/VR könnte im Online-Möbelhandel zum Game-Changer werden. Möbelhersteller und Händler sollten sich für die neuen Möglichkeiten rüsten, bevor es zu spät ist.

Eine Studie von Artec 3D unter 1.000 US-Verbrauchern kam schon im Jahr 2019 zu dem Schluss: Jeder zweite Kunde findet beim Online-Shoppen interaktive 3D-Modelle von Produkten hilfreicher als Bilder. 38,8 Prozent der Umfrageteilnehmer hielten dabei den Einsatz von AR und VR für große Möbel und Dekogegenstände für am nützlichsten, gefolgt von Kleidung (17,6 Prozent) und Haushaltsgeräten (14,2 Prozent).Eine Product Information Management Lösung (PIM) kann der erste Schritt in die richtige Richtung sein. Wir haben die wichtigsten Vorteile zusammengestellt, die für die Einführung eines PIM sprechen.

Das große Potenzial von AR/VR für den Einrichtungsbereich wird noch deutlicher, wenn man weiß, warum Kunden beim Online-Kauf von Möbeln und Dekogegenständen noch zurückhaltend sind. Die Antworten: 47,6 Prozent der Studienteilnehmer wollen die Gegenstände persönlich sehen. 27,7 Prozent konnten auf Fotos die Qualität des Produkts nicht erkennen. Und 13,4 Prozent waren nicht sicher, ob der Artikel in die eigene Wohnung passt.

Kein Wunder also, dass Online-Möbelhändler wie Wayfair oder Ikea oder Hersteller wie Mycs oder Tylko Kunden schon seit geraumer Zeit die Möglichkeit bieten, Billy & Co. via AR ins heimische Wohnzimmer zu platzieren.

Neben der besseren Customer Experience profitieren gerade Hersteller im Hochpreissegment davon, wenn sich Kunden bereits online spielerisch mit der Marke auseinandersetzen. Darüber hinaus bietet AR/VR die Möglichkeit, die unterschiedlichen Produktvarianten besser zu visualisieren als das in der Vergangenheit möglich war.

Und auch sehr große Möbel, die für die Präsentation im Ladengeschäft zu viel Platz in Anspruch nehmen würden – beispielsweise im Küchenbereich oder auch bei Einbaumöbeln – lassen sich durch AR/VR nun optimal in Szene setzen.

Der Smartphone-Hersteller Apple, der engagiert an neuen AR/VR-Services für sein iPhone arbeitet, kam in internen Studien zu dem Ergebnis, dass es 11 mal wahrscheinlicher ist, dass ein Kunde online ein neues Möbelstück kauft, wenn er es zuvor per AR in das eigene Zuhause eingebaut hat. Und der Online-Baumarkt Wannaby berichtet, dass die Retouren um gut ein Fünftel sinken, wenn Kunden die Produkte zuvor virtuell testen konnten.

Besser ohne Gadgets. Sieht nett aus, stellt aber eine Einstiegshürde dar.

Doch wer selbst schon einmal versucht hat, ein Regal via AR im eigenen Zuhause zu platzieren, hat vielleicht ernüchtert festgestellt: So positiv wie viele Gerätehersteller, Dienstleister oder Medien über AR/VR berichten, ist das Nutzererlebnis in Wirklichkeit nicht. Oftmals ist das Handling umständlich, das virtuelle Objekt klebt irgendwo im Raum und die realistische Größe des Möbelstücks bleibt weiterhin schlecht abzuschätzen.

All das lässt sich mit einer guten Projektvorbereitung allerdings vermeiden. Wir haben die neun wichtigsten Punkte für erfolgreiche AR/VR-Services zusammengestellt:

1. Fragen Sie Ihre Zielgruppe

Um zu erfahren, welche Erwartungen Nutzer an die eigenen AR/VR-Services haben, gibt es nur einen Weg: Man muss sie fragen, welche Funktionen sie sich wünschen, welche Informationen sie vermissen und ob überhaupt Bereitschaft besteht, solche Technologien auszuprobieren. Prinzipiell ist AR/VR keine hippe Spielerei, sondern sollte konkreten Mehrwert für den Kunden schaffen – beispielsweise durch eine Verbesserung der Produktpräsentation oder virtuelle Aufbauanleitungen, die das Service-Erlebnis verbessern.

2. Spielen Sie Use-Cases und Customer Journeys durch

Wie wird ein Kunde auf eine AR-Funktion aufmerksam? Wie steigt er in einen AR/VR-Service ein? Wie verwendet er das Device? Und wie wird er nach der Nutzung weiterhin begleitet und zum Kauf motiviert? Darüber müssen sich Unternehmen Gedanken machen, bevor sie sich an die Programmierung machen. Ein Weg könnte beispielsweise sein, den Kunden nach der Nutzung die 3D-Ansichten als Bild oder Video per E-Mail mit Rabatt-Coupon zuzuschicken und ihn so an sich zu binden.

3. Definieren Sie KPIs 

AR/VR-Tools sollten nicht eingeführt werden, weil „man sie jetzt haben muss“, sondern konkrete Business-Ziele verfolgen. Das kann eine verbesserte Kundenzufriedenheit sein, ein verbessertes Serviceerlebnis, Einsparungen bei Transport- oder Logistikinfrastruktur, Senkung der Retourenquote oder Kostenersparnisse in Marketing und Vertrieb. Unternehmen sollten die für sie relevanten KPIs definieren – und anschließend auch messen. Wer den Wert der eigenen AR/VR-Lösungen in nackten Zahlen belegen kann, steigert die interne Akzeptanz für die Weiterentwicklung enorm.

4. Halten Sie die Einstiegshürden gering

Im Idealfall lassen sich AR/VR-Services mit gelernten Devices und Anwendungen verwenden. Explizite AR-Headsets sind in der Bevölkerung noch nicht weit verbreitet. Entsprechend hoch ist die Skepsis bzw. Angst, Neues oder Ungewohntes auszuprobieren. Die Akzeptanz für eine AR-Anwendung wird auch dann sinken, wenn Nutzer dafür eigens eine App herunterladen müssen. Die niedrigste Einstiegshürde ist gewährleistet, wenn Nutzer die AR-Funktion einfach über ihre Smartphone-Kamera nutzen können – im Idealfall ohne Zusatzhilfsmittel wie beispielsweise ein DIN-A4-Papier zur Kalibrierung.

5. Wählen Sie die richtige Technologie / Plattform

Evaluieren Sie sorgfältig, ob Sie Ihre AR-Anwendungen mit eigener Software wie beispielsweise ARKit oder ARcore erstellen oder lieber browser- oder cloudbasierte Features erstellen. Gerade am POS muss der Einsatz der Hardware gut überlegt werden. Auch hier ist Hardware, die der Kunde schon kennt und nutzt, beispielsweise Smartphone, Tablet oder Touchscreen, im Idealfall die bessere Variante. Prüfen Sie zusammen mit allen Stakeholdern wie IT, Marketing, Vertrieb und POS, welche bestehenden Softwaresysteme und Schnittstellen einzubinden sind und wie die neue Technologie in bestehende Prozesse eingebunden werden kann. Bevor Sie selbst das Rad neu erfinden, holen Sie sich doch einfach Rat in Ihrem Netzwerk oder bei anderen Branchenakteuren, welche Software und welcher Dienstleister empfehlenswert sind. Oder recherchieren Sie, welche als gut und passend empfundene Lösung der Wettbewerb oder andere Branchen nutzen.

6. Führen Sie eine Datenanalyse durch

Halten Sie vor Projektstart fest, welche internen und externen Daten für die AR/VR-Anwendung notwendig sind. Entscheiden Sie, ob (personenbezogene) Daten aufgezeichnet werden sollen und welche Daten das genau sind (Client-Telling / User-Tracking)? Darüber hinaus muss festgelegt werden, wo diese Daten gespeichert und wie und wozu sie anschließend verarbeitet werden. Auch an die eigenen Produktdaten stellen AR/VR-Services Anforderungen. Hier gilt es, zu klären, welche Daten benötigt werden, welche vorhanden und relativ einfach wiederverwendbar sind (z.B. 3D-Daten aus der Produktentwicklung) und wer diese Daten wie aufbereiten kann.

7. Halten Sie sich an die Sicherheitsvorschriften

Bei der Einführung von AR/VR-Tools sind auch einige sicherheitsrelevante Aspekte zu beachten. Dazu zählen beispielsweise der Datenschutz nach DSGVO (bei Ton- oder Bildmitschnitten und anderen personenbezogenen Nutzerdaten wie User-Logins etc), kritische Punkte in der Betrachtung der ITK-Sicherheit sowie Anforderungen an Ergonomie oder Gesundheitsschutz (z.B. beim Einsatz einer VR-Brille).

8. Starten Sie lieber klein als mit einem großen Big Bang

Starten Sie mit einem einfachen Prototypen und bauen Sie diesen sukzessive weiter aus, statt sich schon zu Beginn in Detail-Funktionen zu verstricken. Technologien entwickeln sich momentan sehr schnell weiter. Was heute entwickelt und erst in einem halben Jahr gelauncht wird, kann dann bereits veraltet sein.

9. Testen, testen, testen!

Testen Sie die AR/VR-Anwendung mit echten Kunden, beispielsweise am POS, um Nutzungshürden auf die Spur zu kommen. Suchen Sie Test-User, die sich dazu bereit erklären, die Anwendung regelmäßig zu testen und Verbesserungsvorschläge zu machen. Am besten eigenen sich dazu Personen mit hoher Eigenmotivation und Neugierde, die Neuem gegenüber aufgeschlossen sind. Aber auch die sogenannten DAUs (dümmste anzunehmende User) liefern wertvollen Input, wie die Nutzerfreundlichkeit der Anwendung noch verbessert werden kann.

Dass AR und VR im Online-Handel immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist abzusehen. Corona und der mit der Pandemie verbundene Shutdown haben Händlern und Herstellern die Augen dafür geöffnet, dass man neue Wege finden muss, um Produkte auch außerhalb des stationären Point of Sale besser erlebbar zu machen. Darüber hinaus arbeiten US-Riesen wie Apple, Google, Facebook & Co. mit Nachdruck daran, das Nutzererlebnis in virtuellen Welten zu verbessern. Gerade für den Online-Möbelhandel wird AR/VR ein Game-Changer. Wer bis jetzt noch keine Erfahrung damit gesammelt hat, sollte nicht mehr allzu lange damit warten.

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