19. Dez 2019

10 Tipps für Digitalpioniere

André Roitzsch, CEO der Agentur SHOPMACHER, sieht eine neue Epoche der Verführung auf uns zukommen. Wie in den 1920ern. Was bedeutet das für Digitalpioniere?

André Roitzsch nimmt kein Blatt vor den Mund. Nur wer agil bleibt, überlebt.

Die 1920er Jahre gelten als Dekade der Verführung. Auch nach 100 Jahren sind sie als die Goldenen 20er in Erinnerung und erleben derzeit eine Renaissance. TV-Produktionen wie Babylon Berlin werden zum Straßenfeger, die Sehnsucht nach der freizügigen Verführung scheint groß. Nun stehen auch kalendarisch die nächsten vielleicht goldenen 20er vor der Tür. Was heißt das eigentlich für Digitalpioniere? Hier kommen zehn Trends. 

Unabhängig von Kalenderblättern werden beschleunigte technologische Entwicklungen weiter ohne Unterlass den Markt bewegen. Und wer hier bestehen will, muss eine entsprechend anpassungsfähige Kultur entwickeln. So hängen die Dinge aus den Blickwinkeln der Technologie, den Marktanforderungen und der Commerce-Kultur zusammen:

TECHNOLOGIE

Crossdevice Commerce 

Mobile first? Mobile only? Watch Commerce? Voice Commerce? Das ist – mit Verlaub – alles Bullshit! Wer Customer Experience noch auf ein bestimmtes Device bezogen denkt, der denkt analog, auch wenn es zufällig ein digitales Gerät ist, auf dem gekauft werden soll. Gibt es in zehn Jahren noch Onlineshops? Oder kaufen wir alle nur noch per Alexa? Das ist eigentlich völlig egal – wir werden Lösungen für Kunden entwickeln, nicht Lösungen für Geräte. 

Rise of Headless 

Die Anforderungen wettbewerbsfähiger Händler müssen sich in immer kürzeren Intervallen ändern. Wir wissen nicht, was wir in drei Jahren brauchen, was dann möglich ist, und was dann helfen könnte, Kunden zu überzeugen. Wir alle brauchen Technologie, die sich wie eine Flüssigkeit in völlig unterschiedliche Formen gießen lässt. Technologie muss ermöglichen, nicht limitieren. Monolithische Shop-Software, die installiert und individualisiert wird, kann diese Anforderung qua Definition nicht erfüllen. API-basierte Systeme werden den Markt in zehn Jahren vollständig dominieren. Das gilt für das Front- wie für das Backend. Wir werden keine Software mehr verwenden, wir werden Microservices vernetzen. 

IoT Commerce 

OK, das habt ihr alle schon gelesen. Ist ja auch wahr! Maschinen werden bei Maschinen kaufen. Maschinen werden zu Kunden. Wenn eine Waschmaschine ihr Pulver selbst bestellt, ergeben sich daraus ganz neue Möglichkeiten der Kundengewinnung und Kundenbindung.

MARKT

Everywhere Commerce  

Innenstadt ist überall und Online-Shop ist auch überall. Einkaufen ist überall. Und jederzeit. Das ist möglich. Deswegen wird es auch genutzt. Und alles andere eben nicht mehr. Wer nicht überall ist, wird nicht mehr genutzt. Aber zum Glück gibt es Technologie, das ermöglicht – siehe oben. 

Triple AAA   

Activate – Attract – Achieve – natürlich wird es weiter Spezialisten geben, die besonders gut darin sind, bestimmte Herausforderungen der digitalen Welt zu bewältigen. Spezialisierung wird sogar noch zunehmen. Zugleich wird es aber nicht mehr ausreichen, nur noch den eigenen Tellerrand im Blick zu behalten. Im Commerce müssen Kunden zunächst auf eine Plattform gezogen werden (Activate), sie müssen dort gebunden werden (Attract) und sie sollen konvertieren (Achieve). Ich kann mich auf eine dieser Aufgaben spezialisieren – und doch werde ich nur erfolgreich sein, wenn ich dafür sorge, dass auch die anderen beiden exzellent gelöst werden. „Triple AAA“ steht für die zunehmende Tendenz, dass digitales Business immer nur im großen Zusammenhang betrachtet erfolgreich sein kann. 

Bye Bye, Online-Shop   

Das weiß jeder: Die Erfolgsaussichten neuer Online-Schuhhändler sind heute etwa so groß wie die eines Sonnenstudios auf Mallorca – sofern sie keine spannende Nische besetzen. Und das gilt natürlich auch für viele andere Branchen. Aber es geht noch weiter: Konsolidierung ist unausweichlich und allgegenwärtig; die Goldgräberzeiten sind vorbei. Für Online-Shops.

Aber nicht für unzählige Spielarten von digital abgewickelten Transaktionen. Der Handel an sich wandert direkt und vollständig in die Cloud, Online-Shop oder stationäres Geschäft werden einfach nur verschiedene Arten von Showrooms sein, über die Kunden auf Waren zugreifen und Käufe abwickeln können. Es gilt nicht in erster Linie Online-Shops zu verbessern, es gilt Wettbewerbschancen zu verbessern durch den nächsten unfassbar praktischen digitalen Service. 

Impulsaption 

Echte Innovation als Ergebnis von F&E im Commerce ist aufwändig und teuer. Die Mittel dafür haben eigentlich nur die großen Player. Und mit dem weit verbreiteten Prinzip “Copy Amazon” hinkt der Mittelstand den Marktführern immer einen Schritt hinterher. Hier wird sich das Prinzip der Impulsaption durchsetzen. Es beschreibt die Adaption bereits in fremden Spezialbranchen erfolgreich eingeführter Ideen für die eigene Branche. Das Prinzip ist einfach, der praktische Nutzen liegt auf der Hand: Ich verschaffe mir in meiner Branche einen Wettbewerbsvorteil, in dem ich als Erster eine “Innovation” einführe, die sich in anderen Branchen bereits bewährt hat. Risiko und Aufwand für Innovation bleiben auf diese Weise gering, der Nutzen unverändert hoch. Wer so agiert, wird in seinem Segment die Nase vorn haben.

KULTUR

Agile or Die!  

Ein Projektplan für ein 800 PT-Projekt zur Dynamisierung der IT-Infrastruktur? Spezifikation und Budgetierung eines Services, dessen Umsetzung in sechs Monaten beginnen soll? Weil heute schon die Budgets dafür gefixt werden? Ich lach’ mich kaputt! Traditionsunternehmen, die ihre bewährte Organisationsform nicht an die Entwicklung von Markt und Technologien anpassen können, werden noch so lange überleben, bis ihre Reserven aufgebraucht sind. Aber das wird keine zehn Jahre mehr dauern. Und da reicht es dann auch nicht, dass die Kollegen in der IT jetzt auch Dailies und Sprints machen. 

Commerce Thinking 

Das Prinzip des CommerceThinking gilt für Integratoren. Ihr müsst euch nicht als Techniker verstehen, sondern als Verkäufer. Ihr baut keine Technologien, ihr helft euren Kunden (durch Technologien) Geschäft zu machen. Wenn das nicht gelingt, aber es lag nicht an euch, dann ist das exakt genauso schlimm, als wenn es an euch gelegen hätte. Denn der Kunde macht dann schlechtere Geschäfte. Im schlimmsten Fall stirbt der Kunde und ihr seid nicht Schuld. Na super – Gewissen beruhigt, aber der Kunde ist weg! 

Digital Excellence 

Ihr könnt die besten Ideen haben, die besten Konzepte, die besten Methoden und Abläufe. Aber ihr braucht auch die digitalen Köpfe, die das für euch umsetzen! Sonst klappt es nicht. Diese Leute kann man vielleicht mit Geld einkaufen. Aber binden kann man sie mit Geld nicht. Und dann droht Brain Drain. Wer in zehn Jahren noch erfolgreich sein will, muss ein hochgradig attraktiver Arbeitgeber für Techies sein. Der beinahe schon sprichwörtliche Obstkorb und der Kicker im Meeting-Raum werden da nicht reichen. Benefits werden immer weiter an der jeweiligen individuellen Lebenswirklichkeit der Mitarbeiter ausgerichtet, die empfundene Sinnhaftigkeit der beruflichen Tätigkeit wird immer weiter in den Fokus rücken und den Unterschied machen.

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